Entwicklung des Heimatabends

(Quelle: Diplomarbeit Lackner Barbara 2009)

Den Ursprung des Heimatabends kann bei den Vorführungen der Trachtenvereine beim Erntedank, Maibaumaufstellen, Sonnwendfeuer usw. gesehen werden – wo es noch keine Touristen gegeben hat. Obwohl die bodenständigen Veranstaltungen auch noch heute stattfinden und auch Trachtenvereine noch teilweise dort mitwirken (vgl. Leitner 2009, Gespräch).

Nach Kammerhofer (2009, email) „entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die ersten Vereine (Touristen-Club, Alpinia, Edelweiß) die Faschingsfeste und „Alpine Kränzchen“ veranstalteten, bei denen sich die Adeligen und Großbürger in „Alpenkostüme“ verkleideten und aufführten, was sie aus der Literatur der Reiseschriftsteller um 1800 fanden oder ihnen Almhirten etc. erzählten. Um 1900 übernahmen die kleinbürgerlichen Vereine dann das als ihre „ererbte Ahnenkultur, als Väterstolz“ […] und betrieben das mit Ernsthaftigkeit.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Besuchern Heimatgefühl und Klischees (heile Welt mit Schauelementen: Watschenplattler, Fensterln, Saufen und Raufen, Fensterln,…) mit Heimatabenden od. –filmen vermittelt (vgl. Seestaller 2009, email). Der Heimatabend erlebte danach seine "Blüte" in den 70er und 80er Jahren und war den Touristiker eine willkommene Darstellungsform der örtlichen Kultur (vgl. Luidold 2009, email).

Touristen hatten den Eindruck, dass bei diesen Abenden der Alltag, das Leben ihrer Gastgeber dargestellt wird nach dem Motto „das ist unser Leben“. Ab den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts trat eine Tendenz zu Qualität mit der Besinnung auf regionales Kulturgut und „originäres“ Brauchtum ein. Allerdings stand immer noch mehr die Quantität der Auftritte im Vordergrund. So gab es in einigen Gemeinden im Jahr bis zu 40 Heimatabende und sogar teilweise drei Abende in einer Woche (vgl. Seestaller 2009, email).

In den letzen Jahren ist jedoch zu erkennen, dass der Heimatabend stark rückgängig ist. Im Durchschnitt werden jährlich nur mehr um die 10-15 Heimatabende im Tennengau veranstaltet (vgl. Pölzleitner 2009, Gespräch).

Heutzutage wird bei Abenden versucht mehr Volkskultur, Brauchtum und Traditionen vorzustellen. Die Entwicklung zur Eventveranstaltung mit Beteiligung von Schaubräuchen ist für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Das hängt allerdings davon ab, wie stark Veranstalter, Tourismusverbände und Brauchakteure ihre Interessen vertreten. Andererseits gibt es allerdings immer noch Gemeinden, in denen seit Jahrzehnten bei den Heimatabenden das gleiche Programm inhaltlich und vom Ablauf präsentiert wird (vgl. Seestaller 2009, email).

Wahrscheinlich wird diese Veranstaltung in Zukunft nicht mehr Heimatabend heißen, sondern evt. einen englischen Namen tragen. Dazu hat der Heimatabend als solcher keine Zukunft, sondern die Darstellung der Tradition (vgl. Pölzleitner 2009, Gespräch). Zudem sind vor allem die Trachtenvereine bedeutend, die mit ihren Darstellungen in Form von Tanz und Musik für die unterhaltsamen Stunden bei einem Heimatabend sorgen, da sie althergebrachtes volkskulturelles Gut pflegen und es an nachfolgende Generationen weiter geben (vgl. Kutil 2009, email).